Die Frauentracht ab dem Biedermeier

 

Das Biedermeier war eine modisch ungemein reizvolle, lebendige und bewegliche Zeit. Bei der Frauentracht taucht nun das steife Mieder wieder auf, allerdings nicht mehr zweiteilig wie im Barock und Rokoko, sondern einteilig überlappend mit Miederhaken, durch die eine silberne Erbskette als Schnürung gezogen wird. An der Kette befinden sich verschiedene Anhänger (Münzen, Amulette, sonstige Schmuckstücke). Das Ende bildet ein Miederstift oder Miederstecker, der je nach Vermögen der Besitzerin mehr oder weniger reich verziert war.  In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind die Mieder noch aus bunten Stoffen und reich mit Goldstickereien verziert, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend dunkelfarbig und schließlich ganz schwarz. Ein reliefartiges Muster erhalten sie dann nur noch durch die als Versteifung eingezogenen Fischbeinstäbchen. Auch fällt der breite Wulst, der den Rock hält, weg. Dieser wird am Rücken durch einen oftmals sehr großen und reichverzierten Rockhaken ersetzt. Am unteren Ende des Mieders befindet sich jetzt nur noch ein Lederpaspol, das dem Rock zusätzlichen Halt gibt. Den Miederausschnitt, der in unserer Gegend im Gegensatz zum südlichen Oberbayern nach oben gewölbt ist, im Aichacher Land teilweise so stark, dass er fast das Kinn berührt, bedeckt ein seidenes Tuch mit angeknüpften Fransen. Dieses Tuch ist entweder einfarbig Ton in Ton oder mehrfarbig gemustert. Die Mieder waren aus Seiden- oder Baumwollstoff aber auch aus Gemischen von beiden gefertigt. Nicht selten wurde ein Stoff verwendet der schon goldfarbene, meist florale Muster eingewebt hatte, aber trotzdem noch zusätzlich bestickt wurde. Es sind auch Mieder vorhanden, die mit schwarzen Fäden bestickt sind. 

Ein erster Nachweis dieser Miedertracht in Gaimersheim findet sich auf einer Votivtafel von 1862. Kurze Zeit später, ca. 1866, sind die erste Fotografien, allerdings nur von wohlhabenden Personen, sowohl von der bäuerlichen Spenzertracht als auch von der Miedertracht entstanden. Diese Fotografien sind zum Teil schon recht aussagekräftig und gut auswertbar. Dadurch kann man bei den Spenzern zwei Typen unterscheiden. Einer wurde ohne Mieder getragen, der andere unter dem Mieder. Beim Spenzer der ohne Mieder getragen wurde, waren dieser und der Roch meist aus  dem gleichen gestreiften Stoff (in der Regel Seide).  Wurde der Spenzer unter dem Mieder getragen, hatte er am Hals nur einen kleinen Rundausschnitt und endete oft schon über der Taille, da auf diese Art und Weise Stoff gespart wurde. Die Ärmel sowohl der ersten als auch der zweiten Form besaßen einen engen Oberarm, der kurz über dem Ellbogen in einen Puff- oder Schinkenärmel überging, was entweder durch das Innenfutter oder durch Wattierung mit Schafwolle erzeugt wurde. Der enge Oberarm war reich gesmokt und mit Borten und Pailetten verziert. Bei beiden Formen ist am Rückenteil unten mittig eine Rosette oder Rüsche angebracht, die an die Rosette am Schalk erinnert. Diese wurde aber meist weggelassen, wenn das Mieder über dem Spenzer getragen wurde oder aber nur als flache Rosette gearbeitet.

Der Rock ist knöchellang meist aus Seide, auf den ersten Fotos oft gemustert, kariert oder gestreift, später wurde er dann einfarbig. Ältere Röcke sind rundum bzw. nur rückseitig zur Hälfte oder einem Drittel gereiht, da der Rest von der Schürze bedeckt war.

Über dem Rock wurde der Schurz getragen, der bis ca. 1900 weitgehend aus Seide, danach fast ausschließlich aus Mischgewebe gefertigt wurde. Was Farbe und Muster der Schürzen angeht, so sind diese äußerst unterschiedlich, teils einfarbig oder mehrfarbig gemustert. Spitzen, applizierte Stoffbänder und florale Muster tauchen allerdings erst ab 1880 auf.  Die Schürzenbänder sind entweder aus dem Bund heraus nahtlos weitergeführt oder angesetzt. In letzterem Fall sind es meist Rips-oder Moirèebänder.

Als Kopfbedeckung taucht nun neben der Bänderhaube und dem schwarz-seidenem Kopftuch die Riegelhaube auf, die von München aus ihren Siegeszug besonders bei Bürgerinnen, Handwerkerfrauen und reichen Bäuerinnen antritt. Sie wurde mit silbernen Filigranhaarnadeln am Schopf befestigt. Auch das Krandl ist in Gaimersheim für junge Mädchen nachweisbar. 

Ein anderes Schmuckstück, das nun neben Riegelhaube und Miedergeschnür ins Auge sticht ist die große Kropfkette am Hals. Sie besteht aus einer reich verzierten Schmuckplatte in die die Stecker eingeschoben werden, an denen die so genannten Gänge aus silbernen Erbsketten hängen. Meist gehen 6 Gänge um den Hals, die restlichen 7 - 8 Gänge hängen unterschiedlich weit über die Schulter den Rücken hinab. Diese Kette wird nicht eng anliegend am Kehlkopf, darum ist die Bezeichnung Kropfkette falsch, wurde aber in Gaimersheim so gebraucht, sondern auf dem Schultertuch, dem Halstuchknoten oder Kittelkragen in Höhe der Halsgrube getragen. Dieses Schmuckstück wurde zur Spenzertracht, zur Miedertracht sogar zum späteren Kittel und dem noch späteren taillierten Kittel getragen. Sie ging als Erbstück von einer Generation zur anderen über, meist von der Mutter auf die älteste Tochter. Mit dem aufhören der Tracht wurden viele dieser Ketten zerlegt, um daraus Halsketten zu machen. So sind nur noch wenige Originalstücke vorhanden.

 

Die männliche Bevölkerung löste sich weitaus schneller und leichter vom althergebrachten als die weibliche Bevölkerung, die mit größerer Beharrlichkeit an der Tracht festhielt. Sie ändern zwar die Bestandteile ihrer Tracht ab 1860 in zeitlich fließenden Übergängen, verhältnismäßig oft und radikal (Spenzergewand, Spenzer mit Mieder, Kittel, taillierter Kittel, Jackett). Sie verhalten sich aufgeschlossener der Mode gegenüber, indem sie sich bürgerlich, städtischen Kleidungsgewohnheiten anpassen, wodurch ihre Tracht auch modern bleibt. Sie geben aber typisch ländliche Aspekte der Tracht, nämlich Kopftuch und Schürze auch in deren Spätstadium nicht auf. Zwischen 1860 und 1870 verschwand die aufwendige Miedertracht zugunsten des weitaus bequemeren und modischeren Kittels, der in Gaimersheim bis ca. 1915 nachweisbar ist. Dieser durchweg schwarze Kittel wurde aus Seide, mercerisierter Baumwolle oder Mischgewebe gefertigt. Er besaß einen Stehkragen. Am unteren Ende des Rückens war er ca. 15 cm länger geschnitten als vorne und ist vor allem in dieser unteren Hälfte des Rückenteils mit Borten, Kordeln und Perlenstickerei, Posamenten und Pailletten sowie in Abschnitten mit Smogtechniken und Samt reich verziert und bestickt. Als Verschluss, er wurde vorne mittig geschlossen, dienten beim Kittel neben Knöpfen (aus Blechkern mit Stoffüberzug) meist aus Posamenten gefertigte Schlingen durch die ein hölzerner, mit Stoff überzogener Knebel geführt wurde. Unter diesem Knebelverschluss waren oftmals auch Haftel oder Druckknöpfe angebracht, so dass dieser nur mehr Zierfunktion inne hatte. Als Schmuck zum Kittel wurde weiterhin die große Kropfkette getragen. Kurz unterhalb dieser wurde dann meist noch eine Brosche aus Golddouble angesteckt.

Mit dem Erscheinen des Kittels taucht in der Modewelt der damaligen Frauen nun auch ein neues Accessoires auf, das geknüpfte Halstuch, dessen Knoten unter der Schmuckplatte der Kropfkette zu liegen kommt und dessen Enden zwischen der Hals- und Rückengängen mit Hilfe von Appretur seitlich abstehen. Dieses Tuch besitzt die gleiche Größe wie das Männerhalstuch und wird auch mit der selben Knüpfung gebunden. Ca. ab 1885 lässt sich dann noch ein Halstuch nachweisen, das aus einem Band war und dessen beiden Enden teils kurze, teils aber auch längere, dann geknüpfte Fransen aufwiesen. Dieses Tuch wurde mittels einer Schleife gebunden, in machen Fällen auch nur übereinander gelegt und angesteckt. Die Farben dieser Halstücher variieren zwischen weiß, cremefarben, weiß mit schwarzen oder farbigen Ornamenten und ganz schwarz für Trauer. Wobei man damals sehr differenziert darauf achtete, auf wessen Beerdigung man ging, bzw. wie groß die Trauer sein durfte oder musste.

Als Kopfbedeckung sah man jetzt immer häufiger das schwarze Kopftuch.  Dieses Kopftuch ist ca. 120 - 130 cm im Geviert gewesen. Ausnahmen waren Tücher mit 160 cm,  für die sogar weite Wege in Kauf genommen wurden, um ein solches Tuch zu erwerben (Aussage meiner Großmutter). Diese Tücher dienten den Frauen bis zum Erlöschen der Tracht als Kopfbedeckung. Sie waren entweder aus Seide, mercerisierter Baumwolle, Viskose oder Mischgeweben und meist, von einem 20 - 30 cm breiten Rand aus, mit geometrischen oder floralen Mustern verziert. Für unseren Bereich liegen uns keine Aussagen vor, dass diese Tücher wie anderswo mittels Samtband, Haarnadeln oder gar mit Stecknadeln an der Kopfhaut befestigt und so am verrutschen gehindert wurden.

 

Die Rockform war dieselbe wie bei der vorherigen Miedertracht. Die Schürze allerdings, die man jetzt zum Kittel trug, wurde sehr schmal und kürzer gehalten und war nun sowohl aus hellen als auch aus dunklen Stoffen, aber immer einfarbig und nicht mehr gestreift oder gemustert.

Da man zur damaligen Zeit auf dem Land die etwas molligere Frauenstatur bevorzugte (man sprach von stattlichen Frauen), wurden unter dem Rock zwei bis drei, oft auch mehr Unterröcke getragen. Aus dieser Haltung heraus entstanden wahrscheinlich auch, die mit Schafwolle wattierten, abgesteppten und oftmals mit einem Leib versehenen Bollenröcke. Es gab auch noch eine mit Schafwolle ausgestopfte, halbmondförmige Rolle, den so genannten Weiberspeck, die zur zusätzlichen Betonung der weiblichen Figur um die Taille gebunden wurde.  Der Unterrock der zu oberst getragen wurde, war meist etwas schöner in Form und Farbe, teilweise auch mit Verzierungen versehen, da die Frauen bei Regenwetter ihre wertvollen Röcke, zu deren und zum eigenem Schutz, von hinten über den Kopf zogen. Dies wurde keineswegs als anstößig empfunden, auch wenn dadurch der oberste Unterrock sichtbar wurde. Unter dem Kittel wurde im Winter noch ein wattierter Leib als Kälteschutz getragen.

Auf Fotos die ab ca. 1885 entstanden sind, ist dann wieder eine Neuerung in der weiblichen Oberbekleidung ersichtlich. Aus dem bürgerlich städtischen Bereich kommt nun der taillierte Kittel aufs Land zur bäuerlichen Bevölkerung. Diese kannte zwar schon Kittel in ähnlicher Form, doch wurden diese meist an Werktagen zur Arbeit getragen. Wie lange das allerdings schon der Fall war, lässt sich nicht sagen, da Arbeitssituationen im ländlichen Leben vor 1900 nicht fotografiert wurden. Charakteristisch für den taillierten Kittel ist seine, wie der Name schon sagt, in Taille geschnittene Form. An das Oberteil ist entweder ein eigener Schoß angeschnitten oder der Schoß ergibt sich durch die Fältelung in der Taille des bis zum unteren Saum durchlaufenden Oberteils. Geschlossen wird dieser Kittel mit Knopf und Knopfloch, was meist bei den weniger festtäglichen der Fall ist. Sonst meist durch Druckknöpfe, so dass die Knöpfe nur mehr Zierfunktion haben. Kittel, die an Werktagen oder zu weniger festlichen Anlässen getragen wurden, waren aus unterschiedlich gemusterten Baumwoll- oder Wollstoffen gefertigt. Die Farbpalette reichte von blau über grün, dunkelrot, braun, beige, grau bis zu schwarz. Die Kittel, die zur Festtagstracht getragen wurden, waren meist aus Samt (Plischkittel), Damast oder Seidenstoffen, aber auch mercerisierter Baumwolle oder Mischgeweben. Sie wurden auch häufig mit Posamenten, Pailetten oder Borten benäht. Diese festtäglichen Kittel wurden oft erstmals am Hochzeitstag angelegt und wahrscheinlich so lange wie möglich getragen. Die ersten taillierten Kittel besitzen alle einen Stehkragen, um den ein geknüpftes Halstuch getragen wurde. Als Schmuck fand entweder noch die Kropfkette, eine Damenuhrkette mit kleinen Schieber oder verschiedene Broschen Verwendung. Die späten, ab 1900 getragenen Kittel haben dann einen Liegekragen bzw. ein kleines Revers und wurden dann mit einem auswechselbaren Bruststecker getragen. Überhaupt orientiert sich der taillierte Kittel ab 1900 immer mehr an der bürgerlich städtischen Mode, was auch dadurch bewiesen wird, dass der Schurz unterm Kittel getragen wurde. Den taillierten Kittel deshalb aber nicht mehr als typisch ländliches Trachten, teil zu bezeichnen wäre sicherlich, so glaube ich, falsch. Ihn allerdings als letzten Vertreter ländlicher Kleidung in unserem Raum neben Kopftuch und Schürze zu sehen, wohl richtiger.

Die Rockform blieb im wesentlichen auch zum taillierten Kittel so erhalten, wie wir sie aus den vorherigen Beschreibungen kennen. Ab dem 19. Jahrhundert wurden sie im unteren Drittel jedoch mit Stoffbändern, Borten und Schmuckknöpfen verziert.

Als letzte Jackenform wäre jetzt noch das Jacket zu sehen. Es wurde meist aus schwarzem Samt gefertigt. Seine anderen Kennzeichen sind, ein Reverskragen, unter dem ein Stecker getragen wurde, seine geringere Taillierung im Schnitt und seine längere Machart. Geschlossen wurde es mittels Druckknöpfen oder Knebel mit Schlingen. Diese Kennzeichen könnten auch darauf hinweisen, dass diese Jackenform eventuell auch als Winterjacke über dem normalen Kittel getragen wurde. Diese Aussage wurde aber weder durch Gewährsleute noch durch Fotos bis jetzt bewiesen, so daß sie momentan nur eine Vermutung darstellt. Allerdings sind sowieso die Merkmale die das Jackett vom taillierten Kittel unterscheiden nicht ganz klar festzuhalten, da selbst von den Gewährsleuten der Unterschied dieser beiden Jackenformen nur ungenau beschrieben und getrennt wurde.

Ein Kleidungsstück, das allerdings ganz gewiss in der kalten Jahreszeit Verwendung fand, ist ein stolaartiger Schal, das Schlingtuch. Seine Größe beträgt in der Länge ca. 120 - 150 cm, in der Breite ca. 90 - 120 cm. Das Schlingtuch wird mittig zusammengelegt, die dabei entstehende Kante wird ca. 2 - 4 cm  umgeschlagen. Getragen wird es entweder über dem Kopftuch oder über den Schultern und vorne mit der Hand zusammengehalten. Die Materialen sind je nach Verwendungszweck (Werktag, Sonntag, Festtag) mehr oder weniger gewalkte Wollstoffe, Samt oder Plüsch sowie Gewebe aus Chinillegarn. Die aus Wollstoff bestehenden Tücher sind entweder gar nicht oder nur mit kurzen Fransen versehen. Die Farben reichen von blau, grün über braun und grau und waren untereinander kombiniert und ergaben Streifen oder Karos als Muster. Die Schlingtücher aus Samt hatten angeknüpfte bis 10 cm lange Fransen. Im Samt war öfters auch ein Muster zu erkennen.

Die Schürze blieb als bäuerliches Kleidungsstück, wie schon gesagt, auch zum taillierten Kittel erhalten, nur sind sie jetzt zum Großteil von schwarzer Farbe und bestickt. Diese Stickerei besteht aus floralen (Tulpe, Kornblume) und abstrakten Mustern und ist im Blattstich oder Kettensticktechnik ausgeführt, die teilweise der Linienführung des Jugendstils ähneln. Als Stoffe fanden mercerisierte Baumwolle und Viskose Verwendung. Am unteren Ende war des Öfteren noch ein 20 - 30 cm breiter Rand angesetzt, der gereiht oder in Falten gelegt sein konnte. Auch der Schurzbund änderte sein Aussehen. War er vor der Jahrhundertwende aus einem schmalen und geraden Band, so wurde er jetzt gerne mit einem nach unten gerichteten Spitz geschnitten, so dass der Bund eine dreieckige Form, eine so genannte Passe erhielt.

Ein anderes Teil, das erst mit Beginn der Kitteltracht bei den Frauen aufkommt, sind die Stizl oder Fingerling. Es handelt sich hierbei um aus Wolle oder Garn gestrickte Pulswärmer, die zur Festtagstracht oft mit eingestrickten Glasperlen verziert waren. Die Stizl waren ca. 15 cm lang und reine Pulswärmer. War an die Stizl ein Daumen, allerdings ohne Daumenspitze angestrickt, so werden sie Fingerling genannt und bedecken auch noch die halbe Hand. In unserer Gegend wurden Stizl und Fingerling ausschließlich bei der Frauentracht verwendet. Ich besitze aber ein Stilzpaar von meinem Großvater aus Kirchanhausen mit eingestrickten roten Glasperlen.

Nun komme ich noch zu einem Kleidungsstück, das für gewöhnlich auf keinem Foto zu sehen ist, den Strümpfen. Diese waren aus Schafwolle, Baumwollgarn oder aber aus beiden Materialen gestrickt. Beim Festtagsgewand der Frauen dürften sie allerdings aus Baumwollgarn gewesen sein, Werktags solche aus Schafwolle oder Mischfasern. Bei den Männern ist anzunehmen, dass ihre Socken aus einfarbiger Wolle, wahrscheinlich weiß, grau oder braun, waren. Die Strümpfe der Frauen waren einfarbig weiß, oder auch mehrfarbig, glatt und gemustert (z.B. Zopfmuster, Ringel, Punkte). Von den geringelten wurden Originalstücke in folgenden Farbkombination gefunden: schwarz-gelb, weiß-rot und rot-blau. Die Strümpfe schließen in der Regel oben mit einem Bündchen ab (zwei rechts, zwei links, eng aneinander gereihte Zöpfchen, Lochmuster) und wurden mittels Strumpfbänder in der Kniekehle gebunden.

Bei den Kopfbedeckungen ließ sich auch noch eine Besonderheit in Gaimersheim finden: Es existiert noch eine Fotografie, die uns eine Brautkorne (getragen bei einer Fahnenweihe) zeigt. Das Foto beweist, das in Gaimersheim zur Mieder- und Spenzertracht von den Bräuten am Hochzeitstag eine Brautkrone getragen wurde. Diese Brautkorne befand sich auf einem Hof und wurde der jeweiligen Braut zur Benützung ausgeliehen. Von der letzten Ausleihe, die allerdings keine Hochzeit zum Grund hatte, kehrte sie nicht mehr zurück und ist seitdem verschollen. Diese Krone war von zylindrischer Form und oben geschlossen.